Zur Geschichte der Adler-Apotheke Lützen:
270 Jahre privilegierte Adler-Apotheke Lützen
von PhR Dietmar Anker
Der erste Hinweis auf einen Apotheker (Jakob Pauli) findet sich im hiesigen Tauf- und Sterberegister von 1681. In der Bürgerschen Chronik werden unter den Honoratioren der Stadt Lützen Johann Michael Teuber „Apotheker allhier“ 1706 und Johann Friedrich Körbiß, gest. 1736, genannt. Als Gründungsdatum der Apotheke erscheint später vielfach das Jahr 1732.
Am 27. Januar 1738 erhielt Johann Heinrich Vogel vom Administrator des Stifts Merseburg, Herzog Heinrich, ein Privileg, nachdem er die Apotheke käuflich erworben hatte. Vogel war Doktor der Medizin und bis zu seinem Tode 1758 auch Bürgermeister der Stadt Lützen.
In der Privilegurkunde sind die Rechte und Pflichten des Besitzers einer Apotheke genannt. Besonders wichtig war die Zusicherung, dass keine weitere Apotheke zugelassen wurde und es „Theriaks Männern“ (Theriak war eine „Wundermedizin“ mit bis zu 64 Bestandteilen) und Wurzel-Krämern verboten war, Materialien „so eigentlich in die Apotheke zugehörig“ feilzubieten (Privilegium cum jure prohibendi).
Zu den Pflichten zählte bei Strafe der Kassation des Privilegs, die Apotheke stets mit guten und frischen Materialien und „tüchtigen Arzneyen“ jederzeit ohne Mangel zu versorgen und nur nach der Leipziger Apothekertaxe zu verkaufen. Jährlich erfolgt eine Visitation, der sich der Besitzer „fügwillig zu unterwerfen“ hatte.
Durch die Größe des Amtes Lützen hatte auch die Apotheke einen beträchtlichen Einzugsbereich. Anhand eines seit 1824 geführten Kontrollbuches über Giftscheine können 40 Gemeinden nachgewiesen werden.
Der Name Adler-Apotheke erscheint erstmalig 1856, zuvor war die übliche Bezeichnung „Apotheke zu Lützen“. Ein nach 1945 vor der Vernichtung gerettetes Hauszeichen (hölzerner Adler) ist jetzt im Museum aufbewahrt. Von 1949 bis 1953 führte die Apotheke auch die Bezeichnung „Poliklinik-Apotheke“.
Während andernorts die Apotheken oft über mehrere Generationen in Familienbesitz blieben, ist in Lützen ein häufiger Besitzerwechsel zu verzeichnen.
Auf Johann Heinrich Vogel, gest. 1758, folgten
Peter Gottlob Heinrich Flüge (Ratskämmerer und kunsterfahrener Apotheker, gest. 1797)
Schneider
Karl Gottlieb Friedrich Kürsten, bis 1824
Franz Angelstein, bis 1841
Franz Heinrich Hermann Schmidt, gest. 1842
M.Rothe, bis 1855
Gustav Pusch, 1855-1863
R. Fritsche, 1864-1877
Paul Zimmermann, 1878-1895
Gustav Adolf Krause, 1895-1902
Paul Zech, 1902-1903
Adolf Hanzlik, 1903-1938
PhR Felix Kolbe, 1939-1963
PhR Dietmar Anker, 1963-2006
Anja Hause, ab 2007
Adler-Apotheke nach 1945
1949 |
Verstaatlichung entsprechend der Neuregelung des Apothekenwesens vom 22.06.1949 |
1956 |
Erneuerung der Offizin, der Rezeptur und des Labors unter Leitung von Pharmazierat Kolbe durch die Firma Heinze, Mellenbach |
1972 |
Übernahme des Apothekengrundstücks durch den Rat des Kreises Weißenfels |
1975-78 |
Abriss des Seitengebäudes und anschließend Neubau, dadurch beträchtliche Erweiterung der Apotheke |
1980 |
Einbau eines Kleinlastenaufzuges, Vergrößerung und Neugestaltung des Verkaufsraumes |
1990 |
Privatisierung durch den bisherigen Leiter PhR Dietmar Anker |
1991-1993 |
Neueinrichtung aller Betriebsräume |
2005 |
Verlagerung der Rezeptur in das Labor, Schaffung eines größeren Büroraumes |